Beschreibung
Bei Störungen des körpereigenen Gerinnungssystems können Verletzungen der Blutgefäße nicht oder nur verlangsamt geschlossen werden, wodurch eine vermehrte Blutungsneigung bewirkt wird. Blutungsstörungen können angeboren oder erworben sein.
Dringlichkeit
Gefährlichkeit
Verlauf
Erworbene Gerinnungsstörungen können theoretisch in jedem Lebensalter auftreten, während sich die angeborene Form zumeist schon im Jungtieralter zeigt. Beim Zahnwechsel (ab dem 3. Lebensmonat) und bei ersten Injektionen kommt es dabei zu auffällig verlängerten Blutungszeit. Besonders bei hell- und kurzhaarigen Rassen können außerdem kleine Einblutungen in die Haut als runde rote Stellen zu sehen sein. Nasenbluten ohne vorausgegangene Verletzung kann bestehen. Mitunter findet sich Blut auch in Kot (Meläna) oder Urin. Bei inneren Blutungen sind die Symptome eher unspezifisch. Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und Schwäche treten bei größeren Blutungen in Körperhöhlen auf.
Ursache
Das Gerinnungssystem beruht im Prinzip auf zwei Systemen: den Blutplättchen (Thrombozyten), die an der Stelle einer Gefäßverletzung anhaften und dadurch die Läsion (Schädigung) verschließen. Des Weiteren finden sich im Blut eine Vielzahl Eiweiße, so genannte Gerinnungsfaktoren, die bei einer Verletzung einander in eine Kaskade aktivieren und letztendlich die Vernetzung von Fibrin (ein Eiweiß) zu einem Pfropf bewirken, der seinerseits die Blutung stillt. Liegt eine verminderte Thrombozytenbildung vor oder werden diese in großem Maße zerstört oder verbraucht, wird die Gerinnung gestört. Das Kaskadensystem kann unterbrochen werden, wenn einer der Faktoren fehlt. Die häufigste Form dieser Erkrankung ist die „Von Willebrand Krankheit“. Vermehrt betroffen sind Dobermann, Scotch Terrier und Shettland Sheepdog. Faktorenkrankheiten sind fast immer erblich bedingt. Erworbene Blutungsneigungen können sich vor allem als Begleiterscheinung einer chronischen Lebererkrankung einstellen, da hier fast alle Gerinnungsfaktoren gebildet werden. Eine kurzfristig auftretende und oft tödlich verlaufende Gerinnungsstörung entsteht bei der Aufnahme von Rattengift dessen Inhaltsstoff Cumarin ebenfalls die Faktorenbildung stört. Thrombozyten werden im Knochenmark gebildet und in der Milz abgebaut. Tumoröse Erkrankungen dieser Organe können die Thrombozytenzahl drastisch verringern und Blutungen auslösen. Darüber hinaus sind Thrombozytenzerstörungen bei bestimmten Medikamentenunverträglichkeiten zu beobachten.
Therapie
Verdacht besteht zumeist durch die Vorgeschichte des Patienten. Mit bestimmten Nachweisverfahren kann die Gerinnungszeit des Blutes genau bestimmt werden. In einem Blutbild kann ein erniedrigter Thrombozytenwert, bzw. durch eine Blutanalyse das Fehlen eines Gerinnungsfaktors nachgewiesen werden. Die Wirkung von Rattengift kann, wenn rechtzeitig erkannt, durch Vitamin K Gabe umgekehrt werden. Liegt der Erkrankung eine andere Organstörung zugrunde, muss diese wenn möglich behandelt oder abgestellt werden. Wird eine Beteiligung der Milz an dem Krankheitsgeschehen vermutet, kann diese operativ entfernt werden. Ansonsten richtet sich die Therapie nach der Schwere der Erkrankung. Bei leichter und mittlerer Ausprägung kann durch ein angemessenes Management des Hundes die Verletzungsgefahr eingeschränkt werden. Bei starken Blutern müssen Blutverluste durch intravenöse Gabe der fehlenden Faktoren verhindert oder durch Bluttransfusionen ausgeglichen werden.
Notfallmaßnahmen
Leidet ihr Hund nachweislich an einer Blutgerinnungsstörung, muss das Verletzungsrisiko so gering wie möglich gehalten werden. Von besonderer Gefahr sind Bisse und Kratzer durch andere Tiere sowie Verletzungen bei starker körperlicher Betätigung. Im Falle einer Blutung muss umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden. Auf dem Weg sollte ein gerolltes Handtuch fest auf die Wunde gepresst werden.