Beschreibung

Als Epilepsie bezeichnet man das wiederholte Vorkommen von Anfällen. Epilepsie ist eine Funktionsstörung des Großhirns, bei der die Nervenzellen unkontrolliert arbeiten. Diese unkontrolliert ausgelösten Befehle führen zu Ausfallerscheinungen, verändertem Verhalten, Krämpfen und Anfällen bis hin zur Bewusstlosigkeit. Man unterscheidet primäre von sekundären Epilepsien.

Dringlichkeit

Dringlichkeitsstufe 5

Gefährlichkeit

Gefährlichkeitsstufe 4

Verlauf

Die primäre Epilepsie tritt meist zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr des Hundes zum ersten Mal auf (kann auch davon abweichen) und gewinnt mit fortschreitendem Alter an Frequenz und Intensität. In der Regel sind reinrassige Tiere erkrankt. Die genetische Bedingung zeigt sich vor allem bei Rassen wie Labrador, Golden Retriever, Collie, Beagels, Tervueren, Dackel oder Keeshund. Mitunter kann die Erkrankung auch vermehrt in der Familie eines betroffenen Hundes vorkommen. Sekundäre Epilepsien richten sich nach der verursachenden Krankheit und betreffen Hunde jeder Altersklasse gleichermaßen. Bezüglich der Symptome muss man generalisierte (das ganze Gehirn des Hundes ist betroffen) von partiellen (nur Teile des Gehirns sind betroffen) Anfällen unterscheiden. Am häufigsten werden generalisierte Anfälle beobachtet, die meist vom "Grand mal"-Typ sind. Typische Symptome eines "Grand mal"-Anfalls sind die plötzliche Versteifung des ganzen Körpers, ein Verdrehen der Augen, der Bewusstseinsverlust, ein unkontrollierter Harn- und Kotabsatz sowie wiederkehrende, teilweise rhythmische Krämpfe in allen Extremitäten. Nach dem Anfall ist der Hund erschöpft, kaum oder teilweise gar nicht ansprechbar. Zudem kann Blindheit auftreten. Je nach Dauer des Anfalls (einige Sekunden bis einige Minuten) verbleibt das Tier unterschiedlich lang (sehr kurz bis zu einem Tag) in diesem Zustand. Bei partiellen Epilepsien bleibt das Tier meist bei Bewusstsein. Symptome eines solchen Anfalls sind Zuckungen einzelner Gliedmaßen, einseitige Krämpfe oder ständige, zwanghafte Wiederholung bestimmter Bewegungen. Teilweise treten auch Verhaltensänderungen, wie plötzliche Aggressivität, grundloses Bellen und Heulen, Angstzustände oder das Schnappen nach und Schlucken von eingebildeten Fliegen auf. Nach dem Anfall verhält sich das Tier in der Regel normal. In manchen Fällen ist das Tier leicht verwirrt.

Ursache

Die primäre Epilepsie kann entweder genetisch bedingt oder erworben sein. Dem Hund wurde im ersten Fall eine niedrige Krampfschwelle (leichte Erregbarkeit der Nervenzellen) vererbt, die gemeinhin Ursache der Epilepsie ist. Bei der erworbenen Variante sind sehr starke Reize notwendig, die Krampfschwelle herabzusetzen und so die Anfälle auszulösen. Die genauen Hintergründe sind noch immer nicht vollständig erforscht, es handelt sich wahrscheinlich um einen genetischen Defekt bestimmter Hirnbereiche, die sich oftmals auf Zellebene abspielen. Daneben unterscheidet man sekundäre Epilepsien, die indirekt ausgelöst werden. Dabei handelt es sich um Krankheiten, die zu Anfällen gleich denen der primären Epilepsie führen. Die sekundären Epilepsien haben eine eindeutige Verletzung, Schädigung oder Störung eines Organs zur Ursache. Diese Schädigung kann im Gehirn oder außerhalb davon liegen. Als Faktoren, die eine sekundäre Epilepsie auslösen können, lassen sich sehr hohes Fieber, Stoffwechselerkrankungen, Infektionen (z. B. Staupe), Nieren- oder Leberschäden, Vergiftungen oder Gehirntumoren nennen.

Therapie

Für eine erfolgreiche Behandlung muss die genaue Ursache für die Anfälle gefunden werden. Dazu muss zuerst die Art der Epilepsie (primär oder sekundär) diagnostiziert werden. Dazu bietet sich an, dass alle Möglichkeiten einer sekundären Epilepsie ausgeschlossen werden. Insbesondere dann, wenn kein Verdacht auf eine genetische oder vererbte Ursache besteht. Dazu bieten sich in der Praxis neben der allgemeinen und neurologischen Untersuchung Blut- und Harnuntersuchungen sowie der Einsatz von Röntgengeräten, CTs, MRTs und EEGs an. Der Arzt diagnostiziert meist eine primäre Epilepsie, wenn er die sekundäre Variante ausgeschlossen hat. Liegt eine sekundäre Epilepsie vor, muss die verursachende Krankheit geheilt werden. Die Heilungsaussicht wird dabei von der Grundkrankheit bestimmt. Bei einer primären Epilepsie beträgt die Heilungserwatung bei frühzeitiger Therapie mehr as 30%. In fast allen Fällen lässt sich aber die Intensität und die Häufigkeit der Anfälle verringern, sodass der Patient trotz Krankheit ein gutes Leben führen kann. Je früher der Hund behandelt und je geringer die Intensität des Erstanfalls ist, desto größer sind die zu erwartenden Therapieerfolge. Therapeutische Maßnahmen unterscheiden sich je nach Art der Epilepsie. Bei der primären Variante bietet sich die Einnahme von antiepileptischen Medikamenten an. Diese Medikamente unterdrücken unkontrollierte Aktivitäten der Nerven, sind aber oft mit schweren Nebenwirkungen verbunden und sind vom Tierarzt individuell für jedes Tier zu bestimmen. Die Medikamente behandeln jedoch nicht die Ursache, sondern lindern die Symptome. Sie sollten nicht abrupt abgesetzt werden, da das einen Anfall auslösen kann. Bei sekundären Epilepsien muss die verursachende Krankheit geheilt werden. Die therapeutischen Maßnahmen richten sich somit nach der Grundkrankheit und können daher stark voneinander abweichen.

Notfallmaßnahmen

Ein Halter sollte direkt nach dem ersten Anfall einen Tierarzt aufsuchen, denn die Heilungschancen sind bei frühzeitiger Therapie deutlich besser. Zudem könnte sich der Anfall zu einer lebensbedrohlichen Situation entwickeln, wenn nicht umgehend behandelt wird.

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